Der Riesling aus dem Frauenberg ist zwar ein ungemein dichter und kompakter Wein, aber im Gegensatz zum Kirchenstück, in dem die üppige Frucht regiert, ist der Frauenberg eher fein und zurückgenommen. Fruchtige Primäraromen sind seine Sache nicht. Bei ihm dominiert der Stein: Kräuterwürze, kühle, an Tabak erinnernde Aromen, geschliffene Säure und ein stahliges Mineralgerüst. Er braucht Zeit. Dann aber belohnt er mit einer Eleganz und Feinheit, die mit den bekannten Geschmacksmustern Ping-Pong spielt: entdeckt man die Kraft, wird sie sofort von der Filigranität eingeholt; meint man die kühle Würzigkeit gefunden zu haben, drängt sich auf einmal die brillante Mineralität in den Vordergrund.
Etwas nördlich von Hohen-Sülzen liegt die Gemarkung Flörsheim, in der sich die Weinbergslage Frauenberg befindet. Die Auflage besteht aus Kalkschotter, während der Unterboden der reine Kalkfels ist. Die exponierte Lage und der erhöht liegende Kamm des Frauenbergs fordern den Reben alles ab: zum einen die Hitze der südlichen Ausrichtung, zum anderen die ständig kühlen Winde, die die Trauben wie im Zug stehen lassen. Zusammen mit dem zwar mineralstoffreichen aber extrem kargen Boden, in dem die Rebe sehr tief wurzeln muss, um an Wasser & Minerlien zu gelangen, sind die Voraussetzungen für eine lange Vegetationsperiode ideal. Kein Wunder, dass die Trauben aus dem Frauenberg jedes Jahr die am spätesten gelesenen sind. Hier ist die Ernte erst weit in den November hinein abgeschlossen.